Samstag, 19. Juli 2008

Southamerica as a steak

ciao vegi.
habe gerade eine südamerikakarte genauer
betrachtet und festgestellt, dass sie, in
meinen augen zumindest, aussieht, wie ein
gutes stück fleisch vom grill. wobei die
anden natürlich den knochen bilden, der
sich längs der masse entlangzieht und förmlich
dazu einlädt, mit den blossen zähnen
bearbeitet zu werden. stück für stück könnten
auf himmlische art und weise zunächst die
fleischfasern, dann knochenhaut und schliesslich
winzige, kaum wahrnehmbare knochenteile von den
sich tief einbohrenden, gewetzten
beissern auseinandergerissen werden. bis sie
nackt dastünden. entblösst. würdelos.
könnte man meinen. in wirklichkeit jedoch rein
und offen, einladend, ehrlich, befreit
von fassaden. die anden ohne ihr adamskostüm.
einfach nackt. die anden.
da schon beim eigentlich letzten akt des
fleischverschlingens begonnen, setzte sich
natürlich auch der rest der fressorgie in
entgegengestzter richtung fort. jetzt also
das zarte stück. durch, noch einbisschen
blutig. besser so als ganz rot. kein "bloody
steak", wie sich ja auch niemand ein "bloody
southamerica" wünschte. im blutigen, wie auch
im "verdammten" sinne. nur auf druck sollte
der rote lebenssaft sich aus den poren
ergiessen. aber nicht auf böswilligen druck.
kein hässliches ausbluten des noch nicht
garen, aber eben gerade deshalb nicht zähen
kontinentes. lebensbezeugende blutspuren.
südamerika lebt. oder starb vor noch nicht
allzu langer zeit. gegart jetzt von den
industriestaaten, den grillspezialisten. mit
hammer bearbeitet, damit das blut nur so
spritzt. vom opfertisch bis an die kuppel
der kirche, in welcher sich das grausame
ritual vollzieht. anstatt schuldgefühle zu
entwickeln, wird das blut als nun rein und
"richtig", weil unter vorwand einer
kirchlichen mission gespritzt, angesehen und
das arme steak sich selbst überlassen. bis
dass sich ein tatsächlich gottesfürchtiger und
wahrhaftig aufrichtiger mensch sich des
ausblutenden stückes lebensmasse erbarmt und
die schächter zu anteilnahme verpflichtet.
woraufhin einer, der nur hoch aufgestiegen
war in der kirche, weil er hoffte, mittels
klosteralltag den verführungen des alltags,
beispielsweise kleinen jungen, auszuweichen,
sich zu einem halbherzigen mund-zu-mund
beatmungsversuch durchringen kann. sieht schön
aus von aussen. da kommen die grossen, ohne
schlechte absichten versteht sich, und üben
sich darin, einem geschlachteten kontinent
wieder leben einzuhauchen. der knochen ist
sowieso starr und gewinnt auch durch
lebensrettende massnahmen nicht an beweglichkeit.
aber im fleisch, da könnte der sauerstoff zu leben
führen. und ja, brasilien, das wohl zarteste stück
des ganzen steaks lebt. pulsiert. in den adern
christliches blut. wenn sich nur daraus nie
krampfadern entwickeln. aber immerhin lebt es.
nicht weiter denken. den moment geniessen, denn
dass der tod kommt, wissen alle. sanft schneidet
also das messer durch das wohlduftende gewebe. ein
sauberer schnitt, ohne hässliches ausfransen. im
amazonastiefland sammelt sich die würzige marinade.
wird das fleisch unter soviel sosse beinahe unsichtbar.
aber es mundet. wird zulange gewartet, zieht sich die
marinade zusammen. trocknet aus. verkümmert. wird
immer kleiner und kleiner. danach ist auch das
einst saftigste fleisch nicht geschmackvoller
als eine ledersohle. dank der abgerundeten messespitze
lässt sich die halb dickflüssige sosse kurzfristig
über den rest des fleisches verstreichen. aber es
nützt nichts. retten wird man sie nicht können.
auch kein priester. ausser die wären neuerdings im
stande, senf-gewüzmischungen zu weinen oder anderen
einzuhauchen. ein trockenes fleisch nützt fast
gleich wenig wie ein totes. im besten falle lässt
es sich den streunenden hunden vorsetzen.
je weiter südlich, desto fettiger das steak. kein
menschenseele, vielleicht auch
keine andere, scheint sich ernsthaft dafür zu
interessieren. patagonien und feuerland verkörpern
das, was von den fleischliebhaber am ehesten
weggeschnitten wird. der fettzipfel. könnte ja dick
machen. dabei geht augenscheinig ganz vergessen,
dass fett auch ein nicht zu unterschätzender
geschmacksträger ist. es lebe das fett. ein hoch
auf patagonien. eine genauere betrachtung scheint
sich zu lohnen. nur wer sich einmal auf ein fett
eingelassen hat, vermag dessen schönheit zu erkennen.
unscheinig und irgendwie teilnahmslos scheint es wie
von gott achtlos zu boden geschleudert. banause.
streut geschenke, wie wenn es abfall wäre. fett
scheint keine besonders lebensbejahende wirkung
auf organisches zu haben. nicht einmal von der
marinade wird es geschätzt. weil der marinierende
konsument sich nur die nachteile vor augen hält und
es deshalb innerlich schon abgeschrieben hat. natürlich
liegt es regungslos da, aber darum ist es noch lange
nicht tot. karg mag es scheinen, und eher eintönig,
doch die wahre schönheit bleibt dem durchschnittlichen
steak-liebhaber verborgen.
wenn also mein steak so daliegt, ist es nicht einsam
gebettet. denn an seinem
nordwestlichen ende befindet sich noch was. auch
jenes zipfelchen ist nicht zu
unterschätzen. es enthält eventuell die essenz des
ganzen, man weiss es nicht und
die konsumenten sind sich darüber uneinig. einige
mögen die meinung äussern, dass
panama und costa rica, sozusagen der kräuterbutter,
verachtenswert seien. zu klein,
daher übersehbar. und überhaupt soll das steak pur
genossen werden, ohne
kräuterbutter, der ziehe einen ganz eigentümlichen
film über das fleisch und könne
die meinung über das fleisch so ungünstig beeinflussen,
dass jene anschliessend als
nicht mehr authentisch angesehen werden könnte.
andere hingegen vertreten die
ansicht, dass erst der kräuterbutter, das
tüpfchen auf dem i, dem fleisch den
letzten schliff gäbe. ohne fehle einfach der
geschmack. oder es schmecke dann
schlicht und ergreifend zu sehr nach einem
toten tier. kräuterbutter verstreue einen
lebenshauch und einen glänzende schein.

was, wenn südamerika ein gemüse oder eine
frucht wäre? egal, hauptsache reif!